Ungefähr fünfzig Kilometer von uns entfernt steht die Burg Forchtenstein. Um sie ranken sich viele Sagen. Eine davon will ich euch hier berichten:
Vor vielen, vielen hundert Jahren, im Zeitalter der Kreuzzüge, lebte auf dieser Burg ein Ritter, der ebenfalls den Wunsch verspürte, sich mit einigen seiner Recken dem Kreuzzug anzuschließen um das Heilige Land wieder für die Christenheit zuirückzuerobern. Seine Gattin flehte ihn an, bei ihr zu bleiben, aber er ließ sich nicht von seinem Entschluß abbringen.
So zog er also eines Morgens los mit dem Versprechen, bald wiederzukommen. Aber er blieb lange, lange weg. So lange, dass sich die Burgherrin zwischen die höchsten Zinnen der Burg setzte und beschloß, dort so lange auszuharren, bis sie ihren Gemahl den Burgweg heraufkommen sah.
Wieder zogen viele Monate ins Land. Schließlich, eines Tages, sah sie einige Ritter den Weg zur Burg heraufkommen. Aber vier von ihnen trugen eine Bahre, auf der hingestreckt der Leichnam ihres Gemahls lag. Er war im Kampf gefallen.
Als Diener ihre Herrin darauf aufmerksam machen wollten, sahen sie, dass die Frau tot war.
Sie war in dem Moment gestorben, als sie des Leichnams ihres verblichenen Gemahls ansichtig wurde.