Lebenslauf der Anneliese Michel bis zum ersten Exorzismus
Vater Josef Michel, 1917 in Klingenberg geboren, stammt aus einer alteingesessenen Bürger- und Handwerkerfamilie. Er besuchte als Junge drei Jahre das Progymnasium m Miltenberg und kam dann im elterlichen Betrieb in dreijährige Lehre. Sein Vater hatte ein Sägewerk und war Bau- und Zimmermeister. Nach Abschluss der Lehre wurde Josef zum Arbeitsdienst und anschließend zur Wehrmacht und zum Kriegseinsatz an der West- und Ostfront eingezogen. Im Sommer 1945 kehrte er aus amerikanischer Gefangenschaft zurück. Anschließend besuchte er in München die Bauhandwerkerschule und legte 1948 die Meisterprüfung ab, um dann von seinem Vater den Betrieb zu übernehmen. So war der Wunsch seines Vaters in Erfüllung gegangen. Die Mutter hätte ihn gern als Priester gesehen, war sie doch tief religiös und hatte drei Schwestern im Ordensstand. Doch hat sie sich auch damit abgefunden, dass der Sohn Josef den Beruf seines Namenspatrons wählte.
Seine Frau Anna, geb. Fürg, holte sich Josef aus Leiblfing in Niederbayern. Sie war dort 1920 geboren, hatte 3 Jahre Lyzeum und 3 Jahre Handelsschule besucht und war dann im Büro des Vaters tätig, der dort ebenfalls ein Sägewerk besaß. Das Holzgeschäft brachte es schließlich mit sich, dass sich Josef und Anna kennen lernten und heirateten. Herr Michel baute sich östlich des Friedhofs unterhalb der Weinbergabhänge ein Wohnhaus. Es ist nach heutigen Begriffen zwar nicht als modern und keineswegs als luxuriös anzusehen; es ist jedoch praktisch gebaut mit zwei separaten Wohnungen im Erd- und Dachgeschoss. Umgeben ist es von einem Garten mit Rasen. Blumen. Sträuchern und Bäumen, wo sich eine Familie gut geborgen und daheim fühlen kann. Nicht weit weg vom neuen Wohnhaus befindet sich das vom Vater ererbte Sägewerk mit Zimmereigeschäft, das Sohn Josef erweiterte und modernisierte. Dasselbe wird heute von der 5. Generation betrieben. Die harte Arbeit im Handwerk und der Umgang mit lärmenden Maschinen und Werkzeug brachte es wohl mit sich, dass Josef äußerlich eine etwas rauhe Schale zeigt. In Ihr ist jedoch ein guter Kern, wie es seine Fürsorge für seine Familie beweist.
Kindheit
Durch ihre schulische Bildung und ihre Tätigkeit im elterlichen Betrieb war Frau Michel ihrem Mann sogleich eine kundige und erfahrene Stütze in dessen Büro. Doch manchmal musste sie auch bei ihren Eltern noch einspringen. So kam es, dass Anneliese im Geburtsort ihrer Mutter in Leiblfing am 21.9.1952 zur Welt kam. Die Taufe war am folgenden Tag im Geburtsort. Ein Schwesterchen namens Martha war bereits vor ihr da. Es soll ein sehr liebes Kind gewesen sein, das gerne betete. Der göttliche Kinderfreund hat die frühreife Martha im Alter von 8 Jahren nach einem Nierenleiden heimgeholt in sein himmlisches Paradies.
Nach Anneliese folgten noch Gertraud Maria (1954), Barbara (1956) und Roswitha Christine (1957). So war das Anwesen Michel zu einem kleinen Kindergarten geworden. Da Frau Michel viel Zeit im Betrieb opfern musste, nahm sich die im Haus wohnende Oma Michel entsprechend um die Kinder an. Ihre tiefe Religiosität wurde den Enkelkindern zum Beispiel und zum großen Segen. Weil es aber auch gut ist, wenn Kinder einen Kindergarten unter Führung einer geschulten Kinderschwester besuchen, musste auch Anneliese den Weg dorthin gehen. Sie fühlte sich jedoch in ihm nicht recht wohl, weil die anderen Kinder nicht so friedlich mit ihr umgingen. Vom Ausbleiben eines Stammhalters abgesehen, schien das Glück im Anwesen Michel daheim zu sein.